San-Bernardino-Pass: Die hohe Kunst der Alpen-Überwindung

Nach dem Gotthard ist der San-Bernardino-Pass der zweitwichtigste Alpenübergang für den Güter- und Individualverkehr zwischen den Tälern Hinterrheintal (Schweiz) auf der nördlichen und dem Tessin auf der südlichen Seite der Alpen. Während Reisende, die es eilig haben, sowie der Schwerlastverkehr den Weg über die 2006 sanierte Autobahn mit der 6,6 km langen Tunneldurchfahrt wählen, bevorzugen „Genießer“ auf vier oder zwei Rädern den Transfer über die alte San-Bernardino-Pass Passstraße.

Traumstrecke für Motorradfahrer – San-Bernardino-Pass

Vor allem Biker kommen bei 37 Kehren des San Bernardino Passes voll auf ihre Kosten. Nicht selten finden sich auf der Passhöhe, dort, wo ein kleiner See gegenüber dem Hospizgebäude zum Verweilen einlädt, immer wieder größere Ansammlungen von Motorradfahrern ein. Doch dieses Vergnügen ist befristet, da es eine Wintersperre von Dezember bis April zu beachten gilt. Der besondere Reiz einer Überfahrt, vor allem mit Ausgangspunkt im nördlichen Rheintal, liegt darin, dass man sich auf kurzer Distanz in unterschiedlichen Klimazonen bewegt. Fährt man anfänglich noch an Wiesen und Laubwälder vorbei, so werden diese mit zunehmender Höhe von Nadelbaumbeständen abgelöst, um schließlich den bizarren Felsformationen des alpinen Hochgebirges zu weichen. Hier, am Scheitelpunkt, verlaufen auch die Europäische Wasserscheide sowie die Sprachgrenze zwischen Deutsch und Italienisch. Dann aber, während der Abfahrt auf der Südseite, taucht man dann sukzessive in das warme, von mediterraner Vegetation geprägte Tessin ein.

San-Bernardino-Pass auf den Spuren der Römer

Auch wenn es vielen Reisenden nicht bewusst sein mag, so bewegen sie sich auf dem San-Bernardino-Pass dennoch auf „alten Pfaden“. Bereits die Römer nutzten regelmäßig diesen Passübergang, da er, geprägt vom eiszeitlichen Gletscherschliff, durch seinen breiten Sattel topographisch relativ unproblematisch überwunden werden konnte. Um 1770 erfolgte schließlich der Ausbau zu einer befahrbaren Straße, deren Verlauf im Zeitraum von 1818 bis 1823 nochmals modifiziert wurde.

Hierbei entstanden die für Passstraßen typischen Serpentinen, um die zum Teil beachtlichen Steigungen von bis zu 11% bei einem Höhenunterschied von 1275 Metern zu entschärfen. Reisende des Mittelalters passierten an dieser Stelle noch den Mons Avium (Vogelberg). Erst mit der Errichtung einer Kapelle zu Ehren des Heiligen Bernhardin bürgerte sich die Bezeichnung San-Bernardino-Pass ein.

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